Ir seid zu zweit und doch irgendwie allein? Gemeinsame Einsamkeit: Wir zeigen Gründe, Hilfe und Möglichkeiten auf: Das kannst du tun
Zu zweit und doch alleine
Man verliebt sich, alles ist wundervoll. Man lernt sich kennen, man lernt sich lieben und beginnt gemeinsam zu leben. Meilensteile werden gesetzt und erreicht und es scheint nur mehr bergauf zu gehen...
Doch irgendwann holt einen die Realität ein: Der Alltag klopft an die Tür und der gemeinsame Weg wird zunehmend zu einem einsamen Weg. Man sieht sich nicht. Zumindest nicht mehr so wie früher. Und man beginnt zu zweit alleine zu sein. Warum das so ist, was da hilft und welche Möglichkeiten man hat dem vorzubeugen, haben wir für euch recherchiert.
Phasen einer Beziehung
Was ist normal? Wie fühlen sich andere? Bin ich einfach nur hart, dass ich meinen Partner langweilig finde? Wieso streiten wir uns so oft? Ist das noch normal? Macht unsere Beziehung überhaupt noch Sinn? Die üblichen Phasen und Entwicklungsstufen einer Beziehung für dich zusammengefasst:
Phase 1: Verliebtheit (3 bis 18 Monate)
Man lernt sich kennen und alles ist perfekt: Wir sehen das Beste in unserem Partner, sind hin und weg. Man gibt sich Mühe, will sich selbst von der besten Seite darstellen und dem anderen Freude schenken. Man wächst zusammen und gibt der Liebe und Beziehung in dieser Phase die Grundlage für ihre spätere Beständigkeit.
Leider enden aber auch viele Beziehungen nach dieser Phase und es wird dem geschöpften Potenzial keine Chance gegeben. Die rosarote Brille verblasst, man ernüchtert und in vielen Fällen wird der Partner, der zuvor brillierte wie ein Diamant, dann doch glanzlos.
Phase 2: Ernüchterung und die Realität des Alltags
Die überschwänglichen Gefühle verpuffen und der Rausch der Verliebtheit lässt nach. Das Gegenüber scheint doch eher ein Stein und kein Diamant zu sein und das liefert im Alltag sehr viel Zündstoff für Ausseinandersetzungen und Streit. Man meckert, man fühlt sich vielleicht gar betrogen, da der Schein dem Sein nun nicht mehr gleicht. Die anfängliche Euphorie weicht und man ist zunächst desillusioniert. Das gibt wiederum viel Grund zur Trennung: Kann man den anderen, so wie er nun in Wahrheit ist, trotzdem gut in sein eigenes Leben integrieren? Kann man den anderen mit diesen Diskussionen und Auseinandersetzungen doch so abschleifen, dass er passt? Dass das "wir" passt?
Phase 3: Überwinden der Distanz
Wenn man nun die Entscheidung trifft, diese Strapazen in Kauf zu nehmen und mit dem anderen an diesen Problemen zu arbeiten, wird man sich zwangsläufig oft gegenseitig frustrieren. Der Punkt der Kapitulation wird immer wieder kommen: "Der/die kann doch nicht der/die Richtige sein!" wird es oft klingen. Aber schafft man es bis dorthin, wird es die zwei Personen nur noch mehr zusammenschweißen und aneinander binden. Wer jetzt nicht geht, hat eine Grundlage geschaffen, die Potenzial zum Bestehen bis zum Lebensende besitzt.
Phase 4: Die große Zufriedenheit
Ab hier stellt sich Sicherheit ein. Man ist glücklich, man ist fest zusammen. Das Zugehörigkeitsgefühl wird internalisiert und man genießt es sich mit und in dem anderen zu finden: Man lebt zusammen, miteinander und ist einfach zufrieden.
Phase 5: Das Wanken
Ab hier wird es spannend: Man ist zwar zu zweit, aber vielleicht doch allein: Man hat seinen Alltag, vielleicht auch seine Freiräume, aber über die Zeit nehmen die Gemeinsamkeiten (vielleicht gerade durch die Freiräume ab). Der andere ist nicht mehr spannend, vielleicht gar nicht mehr attraktiv. Und auch wenn jeder seinen eigenen Bereich hat, so kann es doch sein dass man sich gefesselt und befangen fühlt. Man fühlt vielleicht zu viel von sich selbst aufzugeben: Zu viele Erwartungen und Hoffnungen gelassen zu haben, sich selbst nicht zu verwirklichen in diesem monotonen Gefüge, dass nun bis ans Lebensende dauern soll? - "Hoffentlich nicht!" Werden sich einige denken und abermals zweifeln und wanken - Soll man dieses sinkende Schiff verlassen, ehe man mit ihm untergeht und ertrinkt?
Phase 6: Die Revolution
Was da hilft, ist eine neue Perspektive: Ein neuer Blickwinkel auf sich selbst, seinen Partner und die Beziehung. Hier sind klärende Gespräche gefragt, Hilfen zur Selbsthilfe und vielleicht gar retrospektive Gespräche. Man sollte sich daran erinnern was man gemeinsam geschafft, in wen und warum man sich verliebt hat. Oft wird man feststellen, dass die Person, in die man sich verliebt hat und die, mit der man sich nicht das Bett teilt, nicht dieselben sind. Das ist aber auch nicht schlimm! Man selbst hat sich über die Jahre ja ebenso verändert. Menschen wachsen, restrukturieren und wandeln sich über die Jahre: Man sollte hier aber auch zwischen Art (= Wie ist jemand in bestimmten Situationen) und Charakter (= wesentliche Verhaltens- und Persönlichkeitsmerkmale) unterscheiden. Oft ändern wir die Art Dinge zu tun, Dinge zu sehen und zu leben, aber nicht unseren Charakter.
Phase 7: Wolke sieben
Übersteht man auch das und findet einen Konsens, so gibt es nun kaum etwas, das einen Keil zwischen die beiden bringen könnte. Wieso? Man hat sich sehr aufeinander eingestimmt, man hat sich in vielen Bereichen angeglichen und sich selbst nicht aufgegeben, sondern in dem anderen gefunden. Unsere Beziehung wird über die Jahre ein Spiegel zur Reflektierung, ein Wegweiser zur Orientierung und deswegen ein großer Teil von uns.
Langeweile in der Beziehung
Die Schmetterlinge sind verflogen und die Realität hat den Zauber des Partners aufgehoben. Man lebt zusammen, aber fühlt sich nicht mehr wirklich am Leben. Es wird langweilig, der Glanz der Beziehung ist verstaubt. Er macht sein Ding, sie macht ihr Ding. Man kommt miteinander aus, aber eigentlich will man doch mehr - mehr Liebe, mehr Leidenschaft, mehr Leben.
Dieses Streben nach mehr, dieser Optimierungszwang treibt uns dazu, unsere Beziehung in Frage zu stellen. Nun kommt es drauf an: Kann der andere mir dieses "mehr" geben? Oder bin ich doch alleine glücklicher?
Die Möglichkeiten
Was kann man tun, wenn diese Beziehungsprobleme auftauchen?
- Nicht immer lohnt es sich zu kämpfen. Manchmal entfernt man sich so weit voneinander, dass man nur mehr an einem Bild des anderen festhängt, die Person aber längst anders ist. Man vermutet den Partner an einem Ort (an seiner Seite), an dem er einfach nicht mehr ist. Man ist gemeinsam einsam und hat sich so sehr entfremdet, dass die Distanz überbrückbar ist. In diesem Fall wird eine Trennung (oder Scheidung) für beide das Beste sein.
- Man arbeitet an sich und seiner Beziehung. Dazu muss man sich intensiv mit seinen Erwartungen, Wünschen und Zielen beschäftigen: Was will ich? Was brauche ich? Was fehlt mir? Wichtig ist hier, dass diese kritische Reflexion bei beiden erfolgen muss. Ein transparenter Austausch ist hier essentiell. Auch eine Paar- beziehungsweise Ehetherapie kann hier helfen.
- Man sucht sich neue Auswege. Auf welchen Bereich beziehen sich Entsagungen und Enttäuschungen? Woher rührt der Frust? Welche Kompensationsstrategien und Kompromisse kann man finden und treffen?
Kompromisse finden
Sexuelle Frustration
Wenn es im Schlafzimmer nicht mehr als Schnarchen und keusche Träume gibt, sollte man darüber reden. Man kann diese Frustration versuchen zu kompensieren - durch Selbstbefriedigung, wenn es sich um serielle sexuelle Distanz handelt, oder durch bestimmte quasi-therapeutische Hilfsmittel:
- Sextoys und das Einführen neuer Praktiken können oft helfen, mehr Schwung in das verstaubte Ehebett zu bringen.
- Handelt es sich aber um eine generelle, langwierige sexuelle Entfremdung und der Partner bietet einem nicht mehr die Chance auf Befriedigung, sind offene Beziehungen mittlerweile ein Ventil, das zu einer emotional zunehmend stabileren Beziehung führen kann. Was im ersten Moment befremdlich klingt, wird zunehmen verständlicher, je mehr man sich damit beschäftigt. Sexualität und Liebe können getrennt voneinander funktionieren. Dazu ist aber ebenfalls eine intensive Kommunikation notwendig. Ob ein Seitensprung ausreichend Abwechslung darstellt, ist unterschiedlich. Der verbotene Charakter stellt einen aber immer vor eine essentielle Frage: Fremdgehen oder nicht?
Wenn sich Langeweile einstellt, hängt das oft damit zusammen, dass man sich auch vernachlässigt fühlt. Das führt zu emotionaler Frustration und Distanz. Man fühlt sich uninteressant, unbegehrt. Oftmals sind Selbstzweifel eine Folge dieser Disparität zwischen Emotion und Realität. Jeder macht sein Ding und das kann auch anfangs sehr gut sein, zumal man sich auch selbst verwirklichen will, aber dennoch soll es ein gemeinsamer Weg sein und die Unterstützung des Partners, das füreinander Dasein und sich gegenseitig die Hand reichen sind dabei essentiell.
- Hier hilft vor allem wieder transparente Kommunikation. Diese sollte aber in Ich-Botschaften erfolgen: "Ich brauche dich, dass du mir hilfst...", "Ich will, dass du mich siehst und mich unterstützt."
Interessensspezifische Deprivation
Manchmal mangelt es auch einfach gefühlt an Gemeinsamkeiten. Nicht auf charakterlicher Ebene, aber es gibt eben kaum Dinge, die man zusammen unternehmen kann oder will. Gemeinsame Interessen und Hobbies wurden über die Jahre aufgegeben und es bleibt nur mehr der eigene Raum für das Ausleben von Interessen. Was man da machen kann?
- Sich Zeit schaffen und neues ausprobieren. Man hat ja nichts zu verlieren! Schnupperstunden sind ohnehin immer kostenlos. Also: Geht raus, macht etwas. Und wenn es nicht passt, macht etwas anderes. Entdeckt euch selbst und den anderen neu.
Soziale Isolation
Statistiken sagen dass man gut die Hälfte seines Freundeskreises verlieren kann, wenn man eine neue Beziehung eingeht. In der ersten Phase der Verliebtheit gibt es nur mehr diese eine Person und die restliche Umwelt rückt in den Hintergrund. Da ist es klar, dass man das Interesse an anderen Personen verliert, die einem nicht mehr (so) nahe stehen. Kehrt die Langeweile in der Beziehung ein und man sehnt sich nach sozialen Kontakten, werden einige einem dieses lange Ignorieren aber vielleicht nicht nachsehen. Und soziale Kontakte sind wichtig - auch wenn die Partner den selben Freundeskreis haben, sollte man doch seine "eigenen" Freunde haben. Sie sind sozusagen Ausgleich zum Sozialkontakt der Beziehung. Ist man aber nun sozial isolierter, sollte man dennoch nicht aufgeben, sich Freiräume verschaffen und wieder Kontakte zu Freunden herstellen.
Ein Wundermittel
... der Schlüssel zum Lösen der meisten Beziehungsprobleme liegt in der Kommunikation. Aber auch das muss man erst lernen. Ein kleines Wundermittel liegt in einer sehr beliebten Übung: 10 Dinge, die ich an dir liebe.
Diese simple Kommunikationsübung hat das Potenzial viele Konflikte zu lösen. Warum?:
- Es zieht den Vergleich von Beziehungsanfang zum Stand der Beziehung: Wer darüber nachdenkt, warum er seinen Partner liebt, wird zumeist mit den Gründen anfangen, die dazu geführt haben dass man sich verliebt hat.
- Es hilft dabei, die Perspektive des anderen nachzuvollziehen: Wieso liebt mich der andere eigentlich? Was liebt er an mir besonders? Was lässt ihn wieder das Gefühl der Verliebtheit spüren? Dadurch werden Selbstzweifel und Unsicherheiten gemindert.
- Es sorgt außerdem dafür, dass man wieder aufmerksamer gegenüber dem Partner wird. Man wird ihn zwangsläufig wieder genauer beobachten und sich wieder mehr für ihn interessieren.
Dabei ist aber vor allem wichtig, dass man sich Zeit für diese Übung nimmt und nicht einfach zwischen Tür und Angel anfängt zu sagen, man möge die Augen des anderen so gerne...
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